Muttermilch: Nährwerte, Haltbarkeit, Aufbewahrung

Muttermilch (lac maternum) wird in der Welt des Genderns auch als Menschenmilch oder Milch des stillenden Elternteils bezeichnet. Sie ist eine Flüssigkeit (Sekret), die in der Brustdrüse (Mamma) von stillenden Frauen gebildet wird und der Ernährung des Neugeborenen dient. 

Wird dein Baby nach der Geburt auf deine Brust gelegt, sucht es aufgrund des angeborenen Saugreflexes nach deiner Brustwarze, um daran zu saugen – die Milchbildung beginnt, angeregt durch das Zusammenspiel der Hormone zur Milchproduktion (Prolaktin) und Milchausschüttung (Oxytocin).

Die erste Milch, die dein Körper nach der Geburt produziert, heißt Kolostrum oder Vormilch. Sie ist von dickflüssiger und zäher Konsistenz, aber leicht verdaulich (mit abführender Wirkung) und besonders nahrhaft. Aufgrund der gelblichen Farbe der Muttermilch durch einen hohen Anteil an Carotinen und der wertvollen Zusammensetzung der Vormilch heißt sie auch “flüssiges Gold”. Am Anfang bildest du eher geringe Mengen Milch (ca. 40 bis 50 Milliliter pro Tag). Da der Magen deines Babys aber nur über die winzige Größe einer Walnuss verfügt, ist die Menge unproblematisch.

Welche Vorteile hat Muttermilch für dein Baby?

Muttermilch zeichnet sich durch viele Vorteile aus. Bisherige Forschungsergebnisse legen nahe, dass folgende Zusammenhänge bestehen könnten:

• Zusammensetzung passt sich wunderbar an die Bedürfnisse deines Kindes an.
• Stillt den Hunger und Durst deines Babys ganz ohne Risiko vor Überernährung.
• Ist als Nahrungsquelle zu jeder Zeit verfügbar, hygienisch, gut temperiert und kostenfrei.
• Senkt scheinbar das Risiko des plötzlichen Kindstodes.
• Kann sich positiv auf die Gesundheit deines Babys auswirken – aufgrund der enthaltenen Abwehrstoffe.
• Sorgt für eine gute Entwicklung des kindlichen Gehirns und Nervensystems.
• Unterstützt den Aufbau einer gesunden Darmflora.
• Fördert die Entwicklung des Kiefers, der Zähne und Knochen.
• Entfaltet positive Effekte auf die kognitive Entwicklung deines Babys.
• Stärkt die körperliche und emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind.
• Kann während der Stillzeit vor akuten Infektionskrankheiten wie Masern, Windpocken, Erkältungen schützen (Nestschutz).
• Stillbabys genießen gesundheitliche Vorteile und leiden später wohl weniger unter z. B. Übergewicht, Diabetes-Typ-2, Neurodermitis, Asthma und Allergien.

Gut zu wissen: Milch aus Fläschchen ist übrigens eine gute, unbedenkliche Alternative. Denn manchmal klappt es mit dem Stillen einfach nicht.

Wie sieht Muttermilch eigentlich aus, wie schmeckt Muttermilch und wirken Duftstoffe in der Muttermilch anziehend auf Babys? Eines ist sicher – Neugeborene lieben Süßes. Daher mögen sie Muttermilch auch vom ersten Augenblick, denn sie ist reich an Kohlenhydraten, also an Mehrfachzucker (Oligosacchariden), die für einen leicht süßlichen Geschmack sorgen. Wahrscheinlich lassen sich Babys auch vom Duft des gelblich-weißen Sekrets namens Muttermilch anlocken, der für Erwachsene nicht so wahrnehmbar ist.

Zusammensetzung Muttermilch: Was steckt drin?

Das Zusammenspiel der Inhaltsstoffe passt sich an die altersabhängigen Bedürfnisse deines Kindes an. Daher unterscheidet sich die Zusammensetzung von den ersten Tagen nach der Geburt und von der Stillzeit danach. Was aber ist in der Muttermilch enthalten?

Antikörper in der Muttermilch

In der Muttermilch befinden sich Antikörper wie Immunglobuline (z. B. Immunglobulin A = IgA), die wichtig für die spezifische Immunabwehr sind, also für das nicht angeborene, sondern erst noch erworbene Immunsystem. Diese Antikörper helfen bei der Abwehr von Krankheitserregern und sorgen in der Muttermilch für Schutz (Nestschutz), bevor eine Impfung greifen kann. 

Weiter enthält Muttermilch, insbesondere das Kolostrum, viele Leukozyten (weiße Blutkörperchen) wie Makrophagen, (Immunzellen bzw. Fresszellen), die für die Abwehr unterstützende Enzyme (z. B. Lysozym) bilden sowie Lymphozyten. Der Anteil der Leukozyten beim Kind verringert sich im Laufe der Stillzeit deutlich. Nach etwa drei Monaten beträgt die Anzahl nur noch um die 40 Prozent des ursprünglichen Werts.

Neben der schützenden Abwehrstoffe in der Muttermilch kann sich auch die Liste der enthaltenen Nährstoffe sehen lassen, die dein Baby rundum versorgen. Charakteristisch für die Vormilch ist ein hoher Gehalt an Eiweiß (Proteinen), Vitaminen, Mineralstoffen und Abwehrstoffen. Nach dem sogenannten Milcheinschuss (Übergangsmilch), der häufig zwischen dem zweiten und dritten Tag nach der Geburt eintritt, folgt dann die reife Muttermilch nach etwa vier Wochen. Darin sind dann alle lebensnotwendigen Stoffe enthalten, die dein Baby in der Stillzeit benötigt. Zu den Inhaltsstoffen gehören: 

• Wasser (87 Prozent) ist lebensnotwendig für alle körperlichen Funktionen.
• Makronährstoffe wie Proteine (Eiweiße), Kohlenhydrate (Zucker), Fette (überwiegend ungesättigte Fettsäuren)
• Laktose (Milchzucker)
• Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente (Kalium, Natrium, Kalzium, Phosphat, Chlorid, Jod) 
• Humane Milch-Oligosaccharide (HMO), also unverdauliche Zucker, die nur in Muttermilch stecken und eine positive Wirkung auf die Darmflora und das Immunsystem haben.
• Gallensalz-aktivierte Lipase (BAL), dient zur Spaltung von Cholesterinestern in langkettige Fettsäuren und Cholesterin.
• Enzyme, die wichtig für den Stoffwechsel sind und die Verdauung unterstützen.
• Wachstumsfaktoren wie Proteine zur Entwicklung der Darmschleimhaut. 

Interessant: Während des Stillens ist die Milch zunächst wässrig und fettarm, dient als Durstlöscher für dein Baby. Die Art der Milch wird als Vordermilch bezeichnet. Dann wird sie fettreicher, enthält mehr Energie und sorgt für die Sättigung. Diese Form nennt sich dann Hintermilch.

Die Haltbarkeit von Muttermilch hängt immer auch vom Zustand der Milch ab. Je länger die Dauer der Lagerung ist, desto höher ist das Risiko für eine Keimbelastung.

• Abgepumpte Muttermilch: ca. 4-6 Stunden bei Raumtemperatur.  
• Gekühlte Muttermilch (Kühlschrank): optimal 4 Tage bei etwa 4 Grad Celsius. 
• Eingefrorene Muttermilch (Tiefkühlschrank): bei - 20 Grad Celsius beträgt die Haltbarkeit etwa ein halbes Jahr. 
• Im Kühlschrank aufgetaute Milch: 1-2 Stunden bei Raumtemperatur, ca. 24 Stunden im Kühlschrank. 

Muttermilch einfrieren und auftauen: So geht´s!

Du hast Muttermilch abgepumpt und möchtest sie nun sicher für dein Baby aufbewahren? Auch nach dem Abpumpen von Muttermilch bleiben die gesundheitlichen Benefits weitestgehend erhalten. Wie wäre es, wenn du die Milch in deinem Tiefkühlschrank einfrierst? Dort hält sie sich bis zu sechs Monate. Achte unbedingt auf die Hygiene, um die Sicherheit für dein Baby zu gewährleisten. 

Muttermilch sicher einfrieren

Im Folgenden erfährst du, wie du Muttermilch sicher einfrieren kannst:

• Fülle deine abgepumpte Milch in einen für die Tiefkühltruhe geeignete Form, z. B. in Muttermilchbeutel.
• Friere die abgepumpte Milch schnellstmöglich ein, sie sollte aber nicht zu bereits gefrorener Milch hinzugefügt werden.
• Portioniere die Muttermilch (weniger als 60 Milliliter pro Portion), um das Auftauen zu erleichtern.
• Befülle die Gefrierbeutel nicht randvoll, denn gefrorene Flüssigkeiten dehnen sich aus.
• Lagere den Gefrierbeutel mit deiner Muttermilch im hinteren Bereich des Tiefkühlfachs, weil dort die Temperaturen am wenigsten schwanken.
• Friere aufgetaute Milch niemals ein zweites Mal ein.

Beim Auftauen von Muttermilch achte auf folgende Dinge, damit sie sicher für dein Baby ist:

• Taue die Muttermilch am besten (über Nacht)  im Kühlschrank auf. Dauer: ca. 12 Stunden.
• Taue gefrorene Milch auf keinen Fall bei Raumtemperatur, in der Mikrowelle oder in kochendem Wasser auf. Die Nährstoffe können in Mitleidenschaft gezogen werden.

Abgepumpte Muttermilch richtig aufbewahren und aufwärmen

Worauf musst du achten, wenn du Muttermilch im Kühlschrank sicher aufbewahren möchtest? Mit diesen Tipps – nach geltenden Regeln der Nationalen Stillkommission – machst du alles richtig:

• Lagere deine Milch schnellstmöglich nach dem Abpumpen im Kühlschrank.
• Wähle das richtige Behältnis: Muttermilchflaschen oder Muttermilchbeutel, die frei von BPA (Chemikalien in Kunststoffbehältern) sind, eignen sich zum Aufbewahren.
• Vermenge frische, aber schon gekühlte Muttermilch mit bereits gekühlter Milch im Kühlschrank.
• Lagere die Muttermilch im hinteren Bereich deines Gemüsefachs im Kühlschrank oder auf der untersten Ablagefläche. In der Nähe der Kühlschranktür schwanken die Temperaturen. 

Muttermilch richtig aufwärmen

Du kannst die Muttermilch auch aufwärmen. Jedes Baby hat seine gewissen Vorlieben, wenn es um die Nahrung geht. Beim Erhitzen oder Anwärmen achte auf folgende Dinge:

• Stelle die Milchfläschchen oder Milchbeutel in eine Tasse oder Schale mit lauwarmen Wasser und erhitze sie auf 37 Grad Celsius (Körpertemperatur).
• Schwenke das Fläschchen leicht, um das abgesetzte Fett mit der Milch zu vermengen.
• Erwärme die Milch nicht in der Mikrowelle, da sie schnell zu heiß wird.

Quellen:

• Max Rubiner-Institut: Stillen
  www.mri.bund.de/de/themen/nationale-stillkommission/nationale-stillkommission/stillen/ (zuletzt aufgerufen März 2025)

• Verbraucherzentrale: Muttermilch: Das sind die Vorteile des Stillens für Mutter und Kind (2024)
  www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/gesund-ernaehren/muttermilch-das-sind-die-vorteile-des-stillens-fuer-mutter-und-kind-61958 (zuletzt aufgerufen März 2025)

• Robert Koch Institut:  Themenblatt: Stillen
  www.rki.de/DE/Themen/Nichtuebertragbare-Krankheiten/Studien-und-Surveillance/Studien/Adipositas-Monitoring/Vor_und_nach_Geburt/HTML_Themenblatt_Stillen.html(zuletzt aufgerufen März 2025)

• Geburtshilfe und Perinatalmedizin (zuletzt aufgerufen März 2025)
  www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0034-86565

   

• la leche league international: Storing Human Milk (zuletzt aufgerufen November 2025)
  llli.org/breastfeeding-info/storing-human-milk/ 

• Monatsschrift Kinderheilkunde: GewinnungundAufbewahrung vonabgepumpterMuttermilch StellungnahmederNationalenStillkommissionzum UmgangmitMuttermilchfürdasgesunde,eigeneKindzu Hause (zuletzt aufgerufen November 2025)
  https://www.researchgate.net/publication/390716488_Gewinnung_und_Aufbewahrung_von_abgepumpter_MuttermilchObtaining_and_storing_of_expressed_breast_milk_Stellungnahme_der_Nationalen_Stillkommission_zum_Umgang_mit_Muttermilch_fur_das_gesunde_eigene_Kind

• BREASTFEEDING MEDICINE: ABM Clinical Protocol #8: Human Milk Storage Information for Home Use for Full-Term Infants, Revised 2017  (zuletzt aufgerufen November 2025)
  abm.memberclicks.net/assets/DOCUMENTS/PROTOCOLS/8-human-milk-storage-protocol-english.pdf

Zur Entstehung dieses Artikels:
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